Aktualisiert am: 6/3/2025
Martinez vs. Martini: Aromen, Herkunft und Rezepte

Der Martinez und Martini sind Eckpfeiler in der Welt der klassischen Mixologie. Beide haben eine reiche Geschichte und einzigartige Charaktere, doch ihre gemeinsame DNA führt oft zu Verwechslungen. Das Verständnis ihrer Unterschiede hilft dem Genießer, die Entwicklung des modernen Cocktails zu schätzen und jeden mit Absicht sicher zu bestellen oder selbst zu mixen.
Martinez Cocktail: Alte Wurzeln, vielschichtiger Charakter
Der Martinez stammt aus den späten 1800er Jahren und ist damit ein wahrscheinlicher Vorläufer des Martini. Traditionell wird er mit Old Tom Gin—einem süßeren Stil—sowie italienischem (süßem) Wermut und einem Hauch von Maraschinolikör zubereitet. Er liefert kräuterige, leicht nussige und sanft kandierte Noten. Angostura- oder Orangenbitters sorgen für eine gewürzte Basis, während ein Zitronentwist das reichhaltige Profil aufhellt.
Martini: Knackig, minimalistisch, ikonisch
Entstanden aus der trockenen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts, hat der Martini viel von der Süße und dem Charakter des Martinez reduziert. Trockener Gin ersetzte Old Tom; trockener Wermut trat anstelle des süßen Wermuts. Bitter wurde optional – manchmal verschwindet er ganz. Die Garnitur wechselte zu Zitronenschale oder Oliven. Das Ergebnis: eine durchdringende, aromatische Mischung, bei der sich kräuteriger Gin und Wermut verbinden – knochentrocken und scharf direkt, weit entfernt vom milderen Martinez.

Vergleich der Zutaten und Geschmacksprofile
- Basisspirituose: Martinez verlangt nach Old Tom Gin (runder, süßer); Martini setzt auf London Dry Gin (pfeffrig, trocken) oder, seltener, Wodka.
- Wermut: Martinez verwendet süßen (rosso) Wermut; Martini nutzt trockenen Wermut.
- Verstärker: Maraschinolikör und manchmal Bitter im Martinez; Bitter minimal oder weggelassen im Martini; kein Likör.
- Garnitur: Martinez wird typischerweise mit einem Zitronentwist vollendet; Martini erhält einen Zitronentwist oder eine grüne Olive, manchmal eine Cocktailzwiebel (für eine Gibson-Variante).
- Geschmacksprofil: Martinez ist üppig, mild süß und komplex; Martini ist knackig, klar und spirituosenbetont.
Martinez Rezept (klassischer Stil)
- 45 ml Old Tom Gin
- 45 ml süßer Wermut
- 7,5 ml Maraschinolikör
- 1 ml Angostura- oder Orangenbitters
- Zitronentwist zur Garnitur
- Alle Zutaten (außer Garnitur) in ein mit Eis gefülltes Rührglas geben.
- Gut umrühren, bis alles vollständig gekühlt ist.
- In ein gekühltes Coupé-Glas abseihen.
- Mit einem Zitronentwist garnieren.
Martini Rezept (Version mit London Dry Gin)
- 60 ml London Dry Gin
- 15 ml trockener Wermut
- 1 ml Orangenbitters (optional)
- Zitronentwist oder grüne Olive zur Garnitur
- Gin, trockenen Wermut und Bitter (falls verwendet) in ein mit reichlich Eis gefülltes Rührglas geben.
- So lange rühren, bis die Mischung gut gekühlt und leicht verwässert ist.
- In ein gekühltes Martini-Glas abseihen.
- Nach Wunsch mit Zitronentwist oder Olive garnieren.
Warum die Verwirrung – und warum sie wichtig ist
Viele Menschen, die einen Gin-Cocktail bestellen, sind wegen der Einflüsse des Martinez auf die Entwicklung des Martini unsicher. Für Hobby-Barkeeper und Cocktail-Enthusiasten eröffnet das Wissen um den Martinez die Möglichkeit, reichhaltigere, vielschichtige Aromen zu entdecken, während die Beherrschung des Martini Fähigkeiten in Balance und Minimalismus schärft – der Kern moderner Mixologie.

Kultureller Einfluss und nachhaltiges Erbe
Der Martinez bleibt heimlich der Favorit von Barkeepern – ein Zeichen von Wissen und Handwerkskunst, das die Brücke zwischen den süßlich geneigten Cocktails des 19. Jahrhunderts und den trockenen, klaren Linien des modernen Martini schlägt. Ob als Aperitif, als Prüfung für den Heim-Mixologen oder als Fenster zur Cocktailgeschichte – beide Drinks haben ihren Platz auf einer gut zusammengestellten Karte verdient.